Es war einmal …

Zum Baybachtal 1 - ca. 1920

… eine kleine Halle.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erblickte sie das Licht der Welt, genauer: das Licht von Sevenich.

Man schleppte allerhand Waren in sie hinein, denn sie war zu etwas Besonderem auserwählt: zur Kolonialwarenhandlung. Diese Bestimmung gefiel ihr sehr, denn sie mochte die Menschen, und täglich kamen viele vorbei. Doch etwa 10 Jahre später geschah etwas Schreckliches: lodernde Flammen stiegen in ihr auf. Bis auf ein paar Mauerreste war nichts mehr zu retten, sie brannte ab!
Im Jahre 1939 winkte ein Hoffnungsschimmer am Horizont: ihr Wiederaufbau wurde beschlossen. Ihre Freude wurde allerdings getrübt, als man sie im Bauantrag als „Kornspeicher“ auswies. Das bunte Leben als Handelsplatz war also passé.

Doch dann kam erst einmal der Krieg dazwischen, den sie – passend zur Zeit – als Ruine zubrachte. Abermals 10 Jahre später feierte man endlich ihr zweites Richtfest. Die Erbauer hatten es sich mittlerweile anders überlegt: man strich den „Kornspeicher“ kurzerhand im Grundbuch durch und kritzelte „Tanzsaal“ daneben.
Jetzt ging es aufwärts! Schon ihr neuer Name gefiel ihr prächtig, ganz zu schweigen von den schönen Festen, die nun alle in ihr stattfanden. So viele Menschen in ausgelassener Freude beisammen zu erleben, war ihr eine Wonne.

Doch nichts bleibt wie es ist, und so nahmen mit der Zeit die Feiern ab und in den frühen 80er Jahren hatte es sich dann gänzlich ausgetanzt. Unser kleiner Saal verwaiste und wartete still auf den nächsten Wandel. Denn das hatte er aus der Geschichte gelernt: irgendwann kam der. Ganz bestimmt.

Und richtig! Im Jahre 1991 bezog das fahrende Künstlervolk des Zelttheaters Chapiteau im Vorderhaus sein Winterquartier. Endlich kehrte wieder Leben in unseren kleinen Saal zurück. Musik, Theater, Tanz – denn in ihm wurden die neuen Stücke für die Sommertournee geprobt. Welche Ehre! Wenn auch von kurzer Dauer: denn schon 5 Jahre später löste sich das Theater auf. Unser Saal fiel erneut in einen Dornröschenschlaf.

Doch wie im Märchen, so ist es auch im Leben: eines Tages erscheint der Prinz!
Es war im Jahre 2000, da zog er mit scharfem Schwert, Scheuerbürste und schlichtem Namen ein: der Kulturverein! Die Liebe zum kleinen Saal war entflammt. Man platzierte gekonnt den alles erweckenden Kuss und die Kultur erwachte zu neuer Blüte!

Und das nun schon seit über 20 Jahren …